Tiermenschen
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Seit jeher entwickeln Menschen Phantasien, sie könnten sich in Tiere verwandeln. Sie fürchten sich davor, oder sie träumen davon, ihren menschlichen Körper gegen den eines Tieres einzutauschen. Sie sind Tier-Menschen. Tiermenschen gibt es in jeder Kultur, ob shape shifter wie der Windigo in nordamerikanischen Naturreligionen, den Fuchs-Geist Kitsune der japanischen Mythologie, die Zentauren und Minotauren der Antike oder der Werwolf im Indo-Europäischen Kulturraum.
Was ist so faszinierend an den Tiermenschen? Liegt es daran, daß viele Tiere körperlich besser ausgestattet sind als der Mensch? Daß sie (scheinbar) erfolgreicher im Nahrungserwerb sind? Sind es also unsere Allmachtsphantasien, die wir auf vermeintlich "wilde" Tiere projizieren? Oder ist es "animalischer" Sex, der uns fasziniert?
Für viele Menschen ist dies wohl so. Die Argumentation hat aber Fehler. Kein anderes Tier (abgesehen von Ratten vielleicht) ist so anpassungsfähig wie der Mensch. Kaum ein anderes Tier ist so flexibel in der Ernährung. Kein Tier ist brutaler. Und kaum ein anderes Tier kann unabhängig von der Jahreszeit sexuelle Aktivitäten ausführen -- und das Liebesspiel auch noch lustvoll variieren. Der Mensch hat also eigentlich keinen Grund, sich mit tierischen Attributen zu schmücken.
Anderseits ist der Mensch auch Meister darin, sich die eigenen Möglichkeiten gegenseitig zu vermiesen. Kein anderes Tier verwendet soviel Zeit damit, seinen Artgenossen das Leben zur Hölle zu machen und Konkurrenten einen möglichst schmerzhaften und demütigenden gewaltsamen Tod zu bereiten.
Nicht, daß ich die Natur als Himmel auf Erden betrachte. Auch bei anderen Spezies als homo sapiens geht es brutal zu, gibt es Hunger, Krankheit, Schmerz, Tod, Streit und Kampf. Trotzdem gilt auch dort nicht, daß nur der Stärkere überlebt. Zum einen wird hier Darwin falsch übersetzt. Er spricht vom Überleben des am besten Angepaßten (survival of the fittest), nicht des "Stärkeren". Zum anderen ist es zu kurz gegriffen, Evolution über das nackte Überleben von Individuen zu verstehen. Derjenige, der am besten angepaßt ist, ist mit (in der Regel lediglich geringfügig) größerer Wahrscheinlichkeit in der Lage, seine Gene an möglichst viele Individuen der nächsten Generation weiterzugeben.
Ich bin ein Mensch, aber mir gefällt diese Haut nicht. Ich finde den menschlichen Körper nicht sonderlich attraktiv. Nein, nicht nur meinen eigenen. Ich kann damit gut leben, die Natur hat mich im Vergleich zu anderen Zeitgenossen auch nicht sonderlich schlecht ausgestattet. Ohne rationalen Grund ist da jedoch ein Verlangen nach einer anderen Gestalt, eine Erinnerung an ein anderes Leben.
Du fühlst den Wind wie er durch dein Fell streicht, vom Kopf über den Rücken, über den Schweif. Du riechst den vertrauten Duft meiner Gefährtin. Sie leckt dir die Lefzen. Du hörst das Laub der Bäume rascheln, richtest deine Ohren auf. Spürst das feuchte Gras unter deinen Pfoten, doch konzentrierst dich auf die neue Witterung, ein junges Reh. Du spannst deine Hinterläufe an, die Krallen graben sich in die Erde. Ein Blick zu deiner Gefährtin. Sie ist bereit, die Jagd beginnt.
Da ich aber nun einmal in diesem Körper leben muß, erfreue ich mich zum Trost an den Zeichnungen von Furries. Furries zeichnen sich speziell dadurch aus, daß sie fast durchgängig äußerst freundliche und liebenswerte Wesen sind. Die Leute, die diese Lebensart nachfühlen wollen, sollten sich in den Newsgruppen Alt.lifestyle.furry und De.alt.fan.furry umsehen. Aber Vorsicht, es besteht die Gefahr, spontan umarmt und geknuddelt zu werden...
Mindestens genauso faszinierend wie die Vorstellung, ein Wolf zu sein, ist die Vorstellung, einer zu werden. Jedem Freund von Verwandlungen empfehle ich Thomas Hassans Transformation Story Archives. Analog zu den Geschichten gibt es auch ein Bildarchiv mit Namen TransFur.Com.