Erlangen bei Nacht

Dunkel erinnere ich mich an jene Nacht,
wie an einen düsteren Traum.
Lange bevor ich ging, sagte ich dir,
ich gehe spazieren.

Es tat mir leid.
Wie eine stumme Anklage mußte es dir scheinen.
Vielleicht war es das auch.
Und so verließ ich die kleine Pension.

Straßenlaternen warfen Kegel aus Licht.
Ich ging durch die Straßen.
Ziellos. Mal hier, mal dorthin,
immer wieder zog es mich zu dir zurück.

Ich hatte dir am Abend erzählt,
von der Stimme in mir,
die mir verbotene Warnung flüsterte.
Nun kündeten Glocken, es war drei Uhr.

Eine Kirche, kalt die Steine davor,
auf denen ich saß. Dachte. Hörte.
Ein Auto fuhr jenseits eines Platzes vorbei,
eine lachende Gruppe zog vorüber.

Friedlich ruhte Erlangen die meiste Zeit,
ließ mich allein mit meinen Gedanken,
wie etwas Fremdes fühlte ich mich ruhelos,
inmitten leiser, schlummernder Harmonie.

Irgendwann schlich ich zu dir ins Bett zurück.
Du schliefst bereits, glaube ich.
Am nächsten Morgen liebten wir uns,
für mich schöner als je zuvor.

Wir aßen Frühstück auf dem Marktplatz,
vor dem McDonalds im Cafe.
Redeten meist Belangloses,
Und ich liebte dich so sehr.

Jahrzehnte scheinen mir inzwischen vergangen,
und es sind doch nur Monate.
Heute kenne ich dich nicht.
Das letzte was ich zu dir sagte war Leb Wohl.

Ich schalt mich in jener Nacht,
ob meiner Angst, jenen schrechlichen Ahnungen,
mit welchen ich doch die Wahrheit erahnte.

11/19/01
-Pilgrim

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