Der Vogel

Er sah mich und in ihm sah ich mich
In seinen Augen, eine Frage
In seiner Haltung, Aufmerksamkeit
In seiner Bewegung, Neugierde

Er sah mich an und fragte:
"Warum bist du auf deinem Platz?
Warum sitzt du auf deinem Stuhl,
an einem Tisch, in einem Raum,
nur von einer Fensterscheibe
von meiner Freiheit getrennt,
doch unendlich weit von ihr entfernt?

Ich sah ihn an und antwortete
Antwortete in all meiner erlernten Weisheit:
Ich zuckte nur mit den Schultern

Ich blickte ihn mit großen Augen an:
"Was ist der Unterschied zwischen uns?"

Und er stieg auf in den Himmel,
und ich blickte ihm nach,
und ich verstand.

Im nächsten Moment
spürte ich meine Arme,
sie waren Flügel.

Und ich flog neben dem Vogel,
in dem ich mich immer noch sah.

Und wir landeten auf einem Ast,
in einer alten Eiche.

Sein Schnabel streichelte mein Gefieder,
just hinter meinem Gesicht,
mit einer falschen Bewegung,
hätte er mein Auge treffen können.

Doch ich fühlte mich sicher und geborgen.

Und er fragte:
"Verstehst du nun?"

Ja, ich verstand.

Und ich war wieder ein Schüler,
der Vogel war verschwunden.

Ich war allein?

Nein.

Er war noch bei mir,
in mir.

Und ich fühlte ihn,
und er fühlte mich,
und mit ihm fühlte ich mich.

05-12-97

-Pilgrim

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